Afrika: Deutsches Engagement in einem Kontinent mit Zukunft

Afrika: Deutsches Engagement in einem Kontinent mit Zukunft

Afrika ist im Aufbruch. In Metropolen wie Lagos, Nairobi oder Kigali entstehen digitale Hubs, in ländlichen Regionen wird Infrastruktur ausgebaut, und eine junge, dynamische Bevölkerung treibt Innovation und Wandel voran. Mit einem Wirtschaftswachstum von teils über fünf Prozent, einem hohen Bedarf an Energie, Logistik und Digitalisierung sowie wachsendem Konsum ist Afrika schon lange auch für deutsche Unternehmen strategisch interessant. Trotz anhaltender Vorurteile in der öffentlichen Wahrnehmung zeigt die Praxis: Wer in Afrika investiert, stärkt auch die eigene Zukunftsfähigkeit – und leistet einen Beitrag zur Entwicklung vor Ort.

Partnerschaften auf Augenhöhe

Ein Beispiel dafür liefert Volkswagen. Der Konzern hat Afrika nicht nur als Absatzmarkt entdeckt, sondern als Standort für langfristiges Engagement. In Kariega, Südafrika, investiert VW bis 2027 rund 180 Millionen Euro in die Modernisierung seines Werks. Schon jetzt läuft hier der Polo Vivo vom Band, ein Modell, das speziell für den afrikanischen Markt angepasst wurde. 58 Prozent der Teile stammen von lokalen Zulieferern. Seit 2011 sind über 540 Millionen Euro in den Standort geflossen. In einem Interview betonte VW Markenchef Thomas Schäfer: "Der afrikanische Markt ist super wichtig für die Zukunft. Da wird ein Binnenmarkt entstehen mit 1,4 Milliarden Menschen. Das ist der größte Binnenmarkt der Welt.” 

Auch BASF baut auf die Kraft nachhaltiger Partnerschaften. Der Chemiekonzern ist in mehr als einem Dutzend afrikanischer Länder präsent, darunter Nigeria, Kenia und Südafrika, und setzt auf eine Kombination aus lokalen Produktionsstätten und Vertrieb. Im Jahr 2024 lag der Umsatz der Region Südamerika, Afrika und Nahost bei rund fünf Milliarden Euro. Im Fokus stehen dabei nicht nur klassische Produkte, sondern auch Lösungen für die Landwirtschaft und Kooperationen mit afrikanischen Unternehmen. So entsteht ein Netzwerk, das Märkte erschließt und Entwicklung fördert.

Und auch mittelständische Unternehmen wie B. Braun engagieren sich: Das Medizintechnikunternehmen beschäftigt in Südafrika und Kenia über 1.000 Mitarbeitende, mit Fokus auf Orthopädie und chirurgische Versorgung. So tragen auch deutsche Mittelständler dazu bei, Gesundheitssysteme zu stärken und Perspektiven vor Ort zu schaffen.

Deutsche Unternehmen bauen mit an der Infrastruktur Afrikas

Afrikas Infrastruktur befindet sich vielerorts im Umbruch. An vielen Orten entstehen neue Straßen, Häfen oder Bahnlinien. Sie sollen die Grundlage für wachsende Städte und florierende Wirtschaftsräume bilden. Siemens Mobility zeigt, wie der Infrastrukturausbau gelingen kann: In der angolanischen Hauptstadt Luanda entsteht derzeit ein 39 Kilometer langes Stadtbahnsystem. Das 1,3 Milliarden Euro schwere Projekt soll den Hafen mit dem Neubauviertel Kilamba verbinden und damit die Mobilität von Millionen Menschen verbessern.

Doch die Stadtbahn ist mehr als ein Transportmittel. Sie schafft Arbeitsplätze, bindet lokale Unternehmen ein und bringt Know-how ins Land. Für Siemens ist das Projekt zugleich Türöffner für weitere Kooperationen in Afrika. Der Konzern ist längst in Ländern wie Ägypten, Marokko, Tansania oder Südafrika aktiv, mit einem Schwerpunkt auf Energie, Digitalisierung und Mobilität. Der Jahresumsatz in der Region Europa, Afrika und Naher Osten: 35,2 Milliarden Euro. Ein Indikator dafür, wie wichtig diese Partnerschaften für das globale Geschäft geworden sind.

Wirtschaft trifft Gesellschaft

Viele deutsche Unternehmen verbinden Investitionen mit sozialer Verantwortung, etwa durch Bildungsprojekte, Gesundheitsförderung oder die Förderung von Unternehmertum.

Volkswagen betreibt zum Beispiel seit 2012 im südafrikanischen Kariega eine Vorschule nach Montessori-Prinzipien, die rund 90 Kindern Zugang zu frühkindlicher Bildung ermöglicht. Gleichzeitig bildet das Unternehmen arbeitslose Absolvent:innen zu Lehrkräften aus.

Auch im Bereich Entrepreneurship ist VW aktiv: Im Business Support Centre wurden seit 2011 über 124 lokale Unternehmen gefördert und mehr als 560 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die geförderten Gründer:innen steigerten ihre Umsätze im Schnitt um 61 Prozent.

Ein weiteres Beispiel ist das Programm AFRIKA KOMMT!, das seit 2008 junge afrikanische Fachkräfte für ein Jahr nach Deutschland bringt. Unternehmen wie SAP, Merck, Bosch oder BioNTech geben ihnen Einblick in Technologie, Management und Unternehmenskultur. Über 3.450 Teilnehmende konnten so bereits weitergebildet werden – Wissen, das sie in ihren Herkunftsländern wieder einbringen und multiplizieren.

Ein Kontinent mit Potenzial – für beide Seiten

Ob Automobilbau, Chemie, Infrastruktur oder Bildung: Das Engagement deutscher Unternehmen in Afrika ist vielfältig - und es trägt Früchte. Es entstehen gut bezahlte Jobs, lokale Wertschöpfungsketten und neue Perspektiven für Millionen Menschen. Gleichzeitig sichern sich deutsche Unternehmen den Zugang zu wachstumsstarken Märkten, wertvollen Rohstoffen und neuen Geschäftsmodellen.

Die Beispiele zeigen: Afrika ist ein Kontinent mit Zukunft. Wer heute in nachhaltige Partnerschaften investiert, legt den Grundstein für Innovationen und Märkte von morgen. Dafür braucht es Vertrauen, Ausdauer und ein echtes Engagement auf Augenhöhe. Dann entsteht eine Entwicklung, von der alle profitieren. 

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