Investitionen in Afrika: Reine Entwicklungshilfe oder strategisches Investment?

Investitionen in Afrika: Reine Entwicklungshilfe oder strategisches Investment?

Während in Berlin über Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit debattiert wird, steht eine zentrale Frage bislang selten zur Debatte: Was gewinnt Deutschland eigentlich selbst durch Investitionen in dynamische Entwicklungs- und Schwellenländer, insbesondere in Afrika?

Zahlreiche Studien, darunter Untersuchungen von PwC, Morgan Stanley und dem IfW Kiel, zeigen: Entwicklungszusammenarbeit ist eine strategische Investition in die eigene Zukunft. Richtig gestaltet, schafft sie Märkte, reduziert geopolitische Abhängigkeiten und steuert Migrationsströme nach Europa. Gerade mit Blick auf den afrikanischen Kontinent ist strategisches Engagement heute wichtiger denn je.

Weniger Abhängigkeit von China bei wichtigen Rohstoffen

Die Exportbeschränkungen Chinas im Zuge des Zollstreits mit den USA haben eins deutlich gezeigt: Die europäische und deutsche Wirtschaft ist abhängig von chinesischen Rohstoffen. Dies ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem, es kann von der Volksrepublik jederzeit auch als politisches Druckmittel eingesetzt werden.

Strategische Partnerschaften mit afrikanischen Ländern können diese Abhängigkeit verringern. Vor allem die Demokratische Republik Kongo (DRC) spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie verfügt über mehr als 70 % der weltweiten Kobaltreserven, 60 % des Lithiums und rund 10 % des globalen Kupfers. Rohstoffe, die für die Energiewende zentral sind. Der weltweite Bedarf an diesen kritischen Mineralien wird sich laut Prognosen bis 2040 vervierfachen.

Doch es ist Eile geboten. China ist bereits seit Jahren sehr aktiv auf dem afrikanischen Kontinent. Schon 2007 schloss es mit dem kongolesischen Staatsunternehmen Sicomines ein milliardenschweres „Rohstoffe-gegen-Infrastruktur“-Abkommen. Seitdem baut China gezielt Lieferketten auf, nicht nur in der DRC, sondern auch in Ländern wie Sambia, Mali, Botswana oder Simbabwe. Europa ist in diesem Rennen ins Hintertreffen geraten.

Inzwischen zeigt auch die US-Regierung mehr Präsenz. Sie verknüpft sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit strategischem Zugang zu Rohstoffen. Deutschland hingegen bleibt zurückhaltend. Dabei wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um Partnerschaften aufzubauen: etwa durch Investitionen in Infrastruktur, Verarbeitungskapazitäten oder Technologiekooperationen. Das stärkt die lokale Entwicklung und zugleich die eigene Versorgungssicherheit.

Neue Absatzmärkte für die Exportindustrie erschließen

Neben der Rohstoffversorgung bietet Afrika auch enormes Potenzial als Absatzmarkt. Mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren und einer schnell wachsenden Bevölkerung wird der Kontinent immer attraktiver für internationale Unternehmen. Laut einer Studie des Handelsblatts wird bis 2030 ein Fünftel der weltweiten Konsumenten in Afrika leben. Auch führende Wirtschaftsberatungen wie Boston Group Consulting raten daher zu Investitionen in den Kontinent.

Deutsche Unternehmen erkennen dieses Potenzial bereits: Der Motorsägen- und Gartengerätehersteller STIHL hat beispielsweise seine Präsenz in Afrika deutlich ausgebaut und bezeichnet den afrikanischen Markt als „Schlüssel für seine langfristige Wachstumsstrategie“. Dies zeigt, dass Afrika nicht nur eine Chance für wirtschaftliches Wachstum, sondern auch ein strategischer Markt für deutsche Unternehmen ist.

Was Deutschland jetzt tun muss

Trotz des enormen Potenzials bleiben Investitionen in Afrika hinter den Möglichkeiten zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig: Korruption, politische Unsicherheiten und fehlende Finanzierungsmöglichkeiten schrecken Investoren ab. Genau hier müssen staatliche Akteure im Entwicklungssektor aktiv werden und die Rahmenbedingungen schaffen, die Investitionen für privates Kapital möglich und attraktiv machen. 

Zu den notwendigen Schritten gehören Förderprogramme für Infrastrukturprojekte, wie der Ausbau von Verkehrswegen, Energieinfrastruktur oder Forschungseinrichtungen, und gezielte Innovationsförderung, wie Zuschüsse für Forschung und Entwicklung und die Unterstützung von Innovationsclustern und Kooperationsnetzwerken. Dies geschieht laut Morgan Stanley bereits zum Teil im Rahmen der EU Global Initiative, erfordert jedoch ein stärkeres Engagement, auch der deutschen Bundesregierung.